Kapitel 3 - Geschäfte mit dem Vater
Aus PemperWiki
Im März 1938 ist es Göth aufgrund des „Anschlusses“ endlich möglich, nach Wien zurückzukehren. In Österreich beantragt er die vorläufige Mitgliedschaft in der NSDAP. Sein Parteimitgliedsbuch liege bei der Ortsgruppe Thalkirchen‑München. Parteibeiträge habe er sowohl in München wie in Mariahilf bezahlt. Er verweist auch darauf, dass er wegen „illegaler nationalsozialistischer Betätigung“ bestraft worden und in U-Haft gesessen sei.[1]
Inhaltsverzeichnis |
Neuerliche Heirat
Am 13. Oktober 1938 heiratet er in Mariahilf, begünstigt durch das deutsche Eherecht, die Tirolerin Anna Geiger, die fünf Jahre jünger ist. Glaubt man dem Fragebogen der SS, dann erfolgte die Verlobung bereits am 7. März 1936, noch vor der Scheidung von Olga Janauschek und zwei Tage nach dem Tod der Mutter. Olga ist ganz nach dem Geschmack Göths: „eine echte Sportskanone, die im Sattel eines Motorrades ebenso zuhause ist wie am Volant eines BMWs.“[2]Austritt aus der Katholischen Kirche
Im Herbst 1939 tritt Göth aus der Kirche aus, wie es von einem Angehörigen der SS erwartet wird. Er bezeichnet sich seitdem als gottgläubig ein ebenfalls von der Partei erwarteter Terminus.Umgestaltung des Verlages auf Militaria
Der väterliche Verlag wird nun in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt, in die Mony als Gesellschafter eintritt. Noch im Januar 1939 hatte der Verlag sich vor allem auf den Versand religiöser und patriotischer Bücher und auf Heiligenbilder konzentriert. Wegen der aktuellen politischen Lage ist seit Kriegsausbruch ein Umdenken angesagt. Jetzt haben Jubelschriften über die glorreichen Siege der Wehrmacht Konjunktur. Vater und Sohn konzentrieren sich auf die Verlagstätigkeit und den Verkauf von aktuellen Militaria. Im Herbst 1941 sind an die 100 Vertreter für die Amon Göths tätig: 25 in der Ostmark, 23 in den Sudetengebieten und 55 im „Altreich“. Der Verkauf erfolgt über Vertreter gegen Ratenzahlung. Amon Göth ist zu 50% an Gewinn und Verlust beteiligt, nicht aber an den Vermögenswerten. Das Unternehmen firmiert nun als „Verlag für Militär- und Fachliteratur A. Franz Göth & Sohn.
Wirtschaftlicher Erfolg
Einen großen Erfolg erzielt der Verlag mit dem Bildband „Der große deutsche Feldzug gegen Polen. Eine Chronik des Krieges in Wort und Bild". Der Band wird herausgegeben im „Einvernehmen“ mit Heinrich Hoffmann, dem Reichsbildberichterstatter der NSDAP, mit einem Geleitwort von Generaloberst von Reichenau . Schon 1940 erscheint die zweite Auflage. Ebenfalls erfolgreich ist das „Heldenbuch“ von Konrad Leppas: Die Sudetendeutschen im Weltkriege 1914-1918. Der Jahresumsatz des Unternehmens beläuft sich von 1940 bis 1944 auf beträchtliche 1,5 Millionen Reichsmark, daher ergibt sich die Frage, wie die Gewinne re-investiert werden sollen. Amon Franz Göth entscheidet sich für eine Teilübernahme der Hermes Druck- und Verlagsanstalt. Vater und Sohn kaufen nicht nur ein beträchtliches Aktienpaket, sondern auch die Druckmaschinen, das Setzmaterial und die Lagerbestände der Hermes AG.Kritik an der aggressiven Verlagspoltik
Die aggressive Geschäftspolitik von Vater und Sohn Göth ruft bald auch Kritik und Beschwerden in der Branche hervor. Die Landesleitung der Reichsschrifttumskammer (RSK) spricht von einem „Geschwür“, das „mit Stumpf und Stil, ohne Rücksicht auf Firma oder Namen des Betreffenden, ausgebrannt werden muss.“[3] Der Vater rechtfertigt sich vor Hugo Heineke, dem Leiter der Fachgruppe Reise- und Versandbuchhandel damit, dass sein Sohn ihn unter Druck gesetzt habe und verspricht Besserung. Sogar von einem SS-Blatt, kommt Kritik an den „Gangstermethoden“[4] des Verlages. Vater Göth verspricht Besserung, vor allem eine genauere Kontrolle seiner Vertreter und auf die geplante Aufstockung auf 300 Mann. Der schlechte Ruf bleibt dem Göth’schen Unternehmen allerdings erhalten.
Einzelnachweise
- ↑ Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien, Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 33
- ↑ Ebenda
- ↑ Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien, Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S. 36
- ↑ Ebenda, S.38 mit Abdruck aus dem SS-Magazin „Das Schwarze Korps“ , das Kritik an den Verlagsmethoden des Göth-Verlages übt.
1: Göths Kindheit • 2: Göth im rechtsradikalen Milieu • 3: Geschäfte mit dem Vater • 4: Im inneren Kreis der Mörder • 5: Einsatz Göths in Krakau • 6: Göth als Kommandant • 7: Göths Regiment in Plaszow • 8: Der Profiteur • 9: Unberechenbarkeit Göths • 10: Ruth Kalder • 11: Sex und Liebe • 12: Göth, Schindler und die Emalia • 13: Das Attentat • 14: Das Polenlager • 15: Selektion ins Vernichtungslager • 16: Massenexekutionen • 17: Mietek Pempers rettende Idee • 18: Sadismus Göths • 19: Die Liquidierung von Julag I • 20: Geburtstag und Feiertage • 21: KZ Plaszow • 22: Trügerischer Gesundheitsappell • 23: Göth distanziert sich vom NS-Regime • 24: Göths Mordplan für Wilek Chilowicz • 25: Die Entstehung von "Schindlers Liste" • 26: Verhaftung und SS-Gericht • 27: Prozess und Hinrichtung