Kapitel 1 - Elternhaus und Kindheit Amon Leopold Göths

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Handgeschriebener Lebenslauf von Amon Göth
Handgeschriebener Lebenslauf von Amon Göth

Inhaltsverzeichnis

Kosename „Mony“

Amon Leopold Göth wird am 11. Dezember 1908 im elterlichen Haus in Wien-Gumpendorf geboren. Die Eltern geben dem Sohn - der Familientradition folgend - den Namen "Amon". Das ist der widderköpfige „Allesbeweger“ der alten Ägypter, der Gott der Fruchtbarkeit, der den Sternen, den Menschen und den Tieren das Leben gab und zum Hauptgott des Landes wurde. Um den jungen Amon von Vater, Taufpaten und Großvater, der ebenfalls Amon Göth heißt, zu unterscheiden, hat man sich für Leopold als zweiten Vornamen entschieden. Eine Woche nach der Geburt wird Amon in der Pfarrkirche in Gumpendorf getauft.

Eltern und Großeltern

Amon Franz, Vater von Amon Göth
Amon Franz, Vater von Amon Göth

Seine Eltern Amon Franz und Bertha Göth geborene Schwendt sind erst seit Februar 1908 verheiratet und stammen aus einfachen Verhältnissen. Der Vater, Sohn des Kellners Amon Göth und der Maria Göth, geborene Rokos, ist am 4. Mai 1880 in Hernals geboren, die Mutter Bertha ist am 21. Juli 1877 als Tochter des Leopold Schwendt, eines Gumpendorfer Zimmermeisters, und der Anna Schwendt, geborene Fröhsl, zur Welt gekommen. Amon Franz Göth ist „Reisender“ und stammt aus einer großen Familie, acht Geschwister kann er vorweisen. Tante Käthe, Schwester des Vaters kümmert sich aufopferungsvoll um den kleinen Amon, der von allen vergöttert und "Mony" gerufen wird. Obwohl die Eltern wenig Zeit für ihn haben, entwickelt Amon eine starke Elternbindung.

Elterliches Unternehmen

Karte  Österreichs 1945
Karte Österreichs 1945

Mutter Bertha führt das Familienunternehmen, einen 1916 begründeten "Buch - und Kunsthandel", erfolgreich . Der Vater besitzt eine Konzession als "Reisebuchhändler" und ist häufig auf weiten Reisen, die ihn bis in die United States of America und durch Europa führen, unterwegs. Er vertreibt in den Tagen des Krieges Bücher religiösen und patriotischen Inhalts, Heiligenbilder, Ansichtskarten und diverse Papierwaren. Seit Oktober 1916 hat Amon Franz Göth auch noch eine Konzession für den „Gemischtwarenhandel en gros“.[1] Der Vater ist ein Gentleman und ein Mann von Welt – „er spricht perfekt Englisch und beeindruckt durch beste Umgangsformen. Diesen ausgeprägten Sinn für Stil und Etikette vererbt er auch seinem Sohn“.[2] Die Familie Göth lebt in gutbürgerlichen Verhältnissen. Die Familie hat ein Dienstmädchen und kann sich sogar seit Beginn der Zwanziger Jahre ein schickes Automobil leisten, was für Mony zur faszinierenden Erfahrung wird.

Der I. Weltkrieg

Lazarett, BA Koblenz
Lazarett, BA Koblenz
Der I. Weltkrieg bleibt für die Familie Göth ein fernes Ereignis, da Vater Amon Franz es irgendwie geschafft hat, nicht zur Truppe eingezogen zu werden. Mony besucht eine private katholische Volksschule, seine Eltern wollen ihm die Werte vermitteln, die sie zur Richtschnur ihrer Existenz erhoben haben: Gottvertrauen, Fleiß, Anständigkeit, Gesetzestreue. Irgendwann einmal soll der geliebte Sohn die Firma übernehmen, die ihnen so viel bedeutet.

Doch die Schrecken des Krieges scheinen auch an Amon nicht spurlos vorübergezogen zu sein, denn unweit ihres neu erbauten Hauses befindet sich seit Ausbruch des Krieges das Lazarett. Täglich treffen dort die Sanitätswagen mit Verwundeten aus dem Isonzo ein, „der Anblick verstümmelter, halbtoter Soldaten, von Männern ohne Arme oder Beine in blutigen Verbänden wird zu seinem Kriegserlebnis.“ [3]

Prägung Amons

Amon Göths Schule
Amon Göths Schule

Für Illusionen über den heroischen Krieg ist da kein Platz mehr, aber wohl für das schmerzliche Gefühl der Niederlage und des Untergangs, das auch die bürgerliche Welt der Göths durchzieht. Mony ist erst 10 Jahre alt, als die Monarchie zusammenbricht und die Republik „Deutsch-Österreich“ ausgerufen wird. Bald packt ihn die Wut auf die Republik und die Sehnsucht nach einer größeren Heimat, nach Deutschland. Noch ist er aber der Lebensplanung seiner katholischen Familie unterworfen. Am 29. Mai 1919, dem Christi-Himmelfahrts-Tag, empfängt Mony im Stephansdom das Sakrament der Firmung.

Video: Interview mit Monika Hertwig

Einzelnachweise

  1. Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S.16
  2. ebenda, S. 18
  3. Johannes Sachslehner, Der Tod ist ein Meister aus Wien; Wien-Graz-Klagenfurt 2008; S.19

Mittlerweile ist das Buch von Göths Enkeltochter erschienen: Jennifer Teege: Amon.Mein Großvater hätte mich erschossen;Reinbek 2013. Da dieses Buch im Hinblick auf Amon Göth weitgehend auf Johannes Sachslehner beruht und keine neuen historischen Erkenntnisse erbringt, ist es für diese Website nicht relevant. Wir verweisen auf die Rezension der Lesung von Jenniver Teege in der AZ vom 15.2.2014, S.32: Ein Leben mit dem Bösen.

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