Kapitel 13 - Das Attentat

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Eingang ins Lager Plaszów
Eingang ins Lager Plaszów


Inhaltsverzeichnis

Jozef Lieberman und Marysia Pazda

Anführer der ZOB
Anführer der ZOB

Im Julag I, fünf Gehminuten vom Haupttor des Lagers Plaszów, führt der Häftling Jozef Lieberman eine Zahnarztpraxis. Er erhält dafür zwar kein Geld, aber Lebensmittel und Alkohol. Er genießt das Vertrauen des Lagerleiters Franz Josef Müller, der sich bei ihm behandeln lässt, auch SS-Leute aus dem Hauptlager kommen zu ihm. Jozef gehört dem jüdischen Widerstand an, seine Eltern Berta und Joel wurden Opfer der Aussiedlungsaktion, sein Bruder Zygmunt starb bei einem Sabotageversuch. Da sich Liebermann frei bewegen kann, knüpft er die Fäden des Widerstandes. Im Haus der Marysia Pazda, wohin SS-Leute regelmäßig zum Essen kommen, hat Liebermann eine Pistole, Geld und Wertgegenstände versteckt. Von Marysia erhält er auch wichtige Informationen über bevorstehende Aussiedlungen oder Inspektionen im Lager. Jozef Lieberman hält Verbindung zur ZOB, der „Organisation jüdischer Kämpfer“, zur Kampfgruppe Akiba und deren Anführer Adolf Liebeskind und Simon Dränger.[1]

Die Verhaftung der Liebermans

Der Gestapo wird durch einen jüdischen Spitzel namens Julek Apel mitgeteilt, dass einige Männer mit dem Name „Liebermann“ im Untergrund tätig seien und im Ghetto oder in den Arbeitslagern bei Krakau zu finden seien. Sie Liebermans seien sogar als OD-Männer tätig. Daraufhin lässt die Gestapo alle Juden mit dem Name „Lieberman“ im Ghetto und in den Lagern Krakaus verhaften. Die Brüder Jozef und Jakub Lieberman und deren Cousin Erwin Lieberman werden von Göth im Julag I verhaftet und nach Lagers Plaszów gebracht. Dort sind in der Folterbaracke bereits drei Männer mit dem Namen Lieberman aufgehängt worden. Jozef Liebermann wird aber wieder entlassen, da Franz-Joseph Müller sich für ihn gegenüber Göth verbürgt. Darauf „überredet“ Jozef den Offizier Müller mit Bestechungsgeld, sich für die Freilassung seines Cousins und seines Bruders einzusetzen. Sein Cousin kommt frei, aber der Spitzel Julek Apel identifiziert seinen Bruder als Widerstandskämpfer. Aber sein Bruder überlebt den NS-Terror.

Vorbereitungen für das Attentat

Amon Göth auf dem Balkon seiner Villa im Lager Plaszow
Amon Göth auf dem Balkon seiner Villa im Lager Plaszow

Der russische Wachmann, ein Agronom, der von Göth sehr geschätzt wird, kommt häufig ins Julag I, um dort die Dienste des jüdischen Schneiders oder Friseurs in Anspruch zu nehmen. Dort nimmt er Kontakt mit Jozef Lieberman auf, dessen Vertrauen er allmählich gewinnt. Er behauptet, er wolle sich an den Deutschen rächen und warte nur auf einen geeigneten Zeitpunkt. Die jüdischen Widerstandskämpfer kommen zum Entschluss, ein Attentat auf Amon Göth zu verüben. Das Attentat soll an einer Eisenbahnbrücke an der Grenze von Podgorze verübt werden. Der Plan ist, die Pferdekutsche mit Handgranaten zu bewerfen. Fünf Personen sind bei diesem Attentat beteiligt: Lieberman, sein Cousin Erwin und ein gewisser Dunek Bernstein, sowie zwei Mädchen aus dem jüdischen Untergrund: Mania und Gusta. Der Agronom soll wichtige Informationen zum geeigneten Tag und die Uhrzeit für den Anschlag liefern. Für seine Informationen erhält er von Jozef eine goldene Uhr. Die Partisanen verfügen über drei Handgranaten und zwei Revolver, die in der Zahnarztpraxis versteckt gehalten werden.

Der Verrat

An dem besagten Tag treffen sich Mania und Gusta um 3 Uhr auf der Brücke, von wo aus sie die Granaten werfen. Die Liebermans und Dunek Bernstein halten sich liegend auf beiden Seiten der Straße versteckt und geben im Falle einer Verfolgung Feuerschutz. Erst scheint alles wie geplant, doch dann bemerkt Lieberman dutzende von SS-Leuten und Wachmännern. Der Agronom hat sie verraten. Lieberman und den beiden Frauen gelingt die Flucht, doch Erwin Liebermann und Dunek Bernstein werden auf der Flucht gestellt. Jozef Lieberman konnte ins Julag I zurückkehren. Göth lässt ihn nach Plaszów in die Folterbaracke bringen, wo seine beiden Helfer mittlerweile schwer misshandelt wurden. Liebermann leugnet die Tat und hat wieder Glück, denn Lette Janetz verbürgt sich bei Göth für die Unschuld des Zahnarztes.

Lieberman kommt noch mal davon

Oberscharführer Müller versucht, Lieberman über die Stützpunkte der Partisanen im Wald auszuspionieren, da er Weisung erhalten hat, die Partisaneneinheit auszuschalten. Doch Lieberman kann Müller davon überzeugen, dass er keine Ahnung von den Operationen des Untergrundes außerhalb Krakaus habe. Jozef bittet Müller mit Geschenken um Unterstützung für seine Freunde. Dieser erreicht, dass Erwin und Dunek nicht erschossen werden, sondern nur zu Schwerarbeit verurteilt werden und im OD – Gefängnis untergebracht werden. Später werden sie dank der Intervention der verhassten Frau des OD-Chefs Chilowicz in den normalen Stand des Lagers übernommen. Beide überleben und werden in Tschenstochau von der Roten Armee befreit.

Moshe Bejskis Humanität

Drei Schindlerjuden (von links nach rechts): Moshe Bejski, Jan Dresner und Wilek Nachhauser,Tel Aviv, 2005
Drei Schindlerjuden (von links nach rechts): Moshe Bejski, Jan Dresner und Wilek Nachhauser,Tel Aviv, 2005
Eingang der DEF "Emalia"im Jahr 2005
Eingang der DEF "Emalia"im Jahr 2005

Die jüdischen Untergrundkämpfer schmieden auch Pläne zur Befreiung von Gefangenen in Plaszow. So soll eine Gruppe in Sosnowiec ihren Kameraden Moshe Bejski und dessen Bruder Uri befreit werden. Moshe war vor dem Krieg Mitglied einer jüdischen Jugendorganisation gewesen. Bejski aber lehnt eine Fluchtaktion ab: „Nein, vielleicht werde ich von euch gerettet, aber nach Amon Göths Anordnungen wäre dies gleichbedeutend mit der Hinrichtung von 25 jüdischen Gefangenen in einer Vergeltungsaktion.“[2] Moshe Bejski hat Glück. Er findet Arbeit in der Emalia, steigt bald zu einem engen Vertrauten Oskar Schindlers auf und fälscht Dokumente und verhilft damit zahlreichen Juden zu neuen Papieren. Auch bei der Erstellung von Schindlers Liste hat er die Hände im Spiel. Nach dem Krieg steigt Moshe Bejski in Israel bis zum Richter am Obersten Gerichtshof auf und engagiert sich für Yad Vashem und Massuah, das Institut für das Studium des Holocaust im Kibbuz Tel Yitzhak. Er stirbt am 6. März 2007 in Tel Aviv.

Einzelnachweise

  1. Akiba hatte am 22.12.1942 Handgranaten in das Krakauer Kaffeehaus Cyganeria geworfen und dabei 11 Deutsche getötet und 13 schwer verletzt., nach J. Sachslehner, a.a.O., S. 204. Der jüdische Spitzel namens Julek Apel hatte aber die Gestapo gewarnt und so hatten diese das Lokal an diesem Tag wohlweislich gemieden.
  2. Zitiert nach J. Sachslehner, a.a.O., S.215
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