Kapitel 2 - Der Überfall

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Rozdział 2 – Napaść - polnische Version lesen

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Judenräte
Judenräte

Inhaltsverzeichnis

Massaker mit Hilfe der Wehrmacht

Jüdisches Massengrab
Jüdisches Massengrab

Die Wehrmacht war in die Verbrechen gegen die Juden von Beginn an involviert. Schon im September 1939 fand in der Region Katowice ein Massaker an Juden statt.

Arbeitszwang für Juden

Portrait von Hans Frank
Portrait von Hans Frank

Am 26. Oktober 1939 führte Hans Frank in Krakau für die jüdische Bevölkerung den Arbeitszwang ein, für die polnische Bevölkerung die Arbeitspflicht. Juden konnten demnach willkürlich zur Zwangsarbeit abkommandiert und zwangsverpflichtet werden. Sie mussten Schnee schippen, Straßen kehren oder Möbel schleppen. Juden waren Freiwild, ihre Wohnungen konnten binnen Stunden konfisziert und geräumt werden.

Nur wenige Deutsche zeigen Zivilcourage

Es gab aber auch Deutsche mit Zivilcourage, die Denunziationen ignorierten und die Diskriminierung nicht hinnahmen. Aber sie waren eben die große Ausnahme. [1]

Arbeit im Untergrund

Karte des Generalgouvernements von 1943
Karte des Generalgouvernements von 1943


Am 31. Oktober 1939 wurden die polnischen Medien zerschlagen, stattdessen gab es nur noch ein von der Besatzungsmacht herausgegebenes Blatt. Um das Schwarzhören ausländischer Sender zu verbieten, verfügten die Nazis den Einzug aller Rundfunkgeräte am 15. Dezember 1939. Um die objektive Meinungsbildung aufrecht zu erhalten, fertigten junge Widerständler Stenogramme der in polnischer Sprache ausgestrahlten BBC-Sendungen an, tippten sie ab und verteilten diese Geheimzeitungen im Stadtgebiet in Krakau.

Unter den Widerständlern waren viele polnische Christen, die für die Freiheit ihres Landes kämpften. Pemper tippte die Stenogramme auf Wachsmatrizen. All diese Aktionen waren mit hohem Risiko verbunden. Als nach einiger Zeit in den einleitenden Texten zu den BBC-Sendungen antisemitische Einsprengsel auftauchten, quittierte Pemper seine Mitarbeit.

Pemper als Autodidakt

Jude mit Davidstern-Binde
Jude mit Davidstern-Binde

Seit dem 1. 12.1939 mussten die Juden weiße Armbinden mit dem blauen Davidsstern tragen, nur Kinder unter 12 Jahren waren davon ausgenommen. Viele Landjuden waren in der Zwischenzeit illegal in die Städte zugezogen, sie hofften, in der Stadt Schutz zu finden. Pemper vermied es über Wochen, das Haus zu verlassen. In der Zwischenzeit übte er sich in deutscher Stenographie. Pemper war überzeugt, dass der Krieg Jahre andauern würde und wollte auf eine eventuelle Bürotätigkeit gut vorbereitet sein, für körperliche Arbeit kam Pemper infolge einer Schilddrüsenerkrankung nicht in Frage.

Anstellung bei der Jüdischen Gemeinde

Nach wochenlangem Selbststudium erhielt Pemper schließlich eine Anstellung bei der Jüdischen Gemeinschaft als Behördenkorrespondent. Er tippte Briefe und übersetzte sie vom Polnischen ins Deutsche und umgekehrt. Die Jüdische Gemeinde in Krakau, unterhielt eine vielfältige Infrastruktur mit Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen und Kindergärten.

Bildung von Judenräten

Bild eines Judenrates in Kielce 1942
Bild eines Judenrates in Kielce 1942

Seit dem 21. September hatten die Jüdischen Gemeinden Polens auf Anweisung der deutschen Behörden Judenräte zu bilden, welche die Anordnungen der deutschen Besatzung entgegenzunehmen und für ihre Durchführung zu sorgen hatte.

In Krakau wurde Dr. Marek Bieberstein, ein Lehrer, zum Vorsitzenden und Dr. Wilhelm Goldblatt zu seinem Stellvertreter ernannt, der Vorstand hatte 12 Mitglieder. Durch seine Arbeit für den Judenrat lernte Mietek Pemper sehr früh die Struktur der deutschen Verwaltung im Generalgouvernement kennen.

Reinhard Heydrich zur Behandlungvon Juden im besetzten Reichsgebiet, 21.09.1939 (pdf)

Roman Polanski als Mitbewohner

Anfang 1940 wurde auch Pempers Familie gezwungen, weitere Personen in ihrer Wohnung aufzunehmen. Die Familie Liebling zog bei ihnen ein. Der kleine Sohn wurde später unter dem Namen Roman Polanski als Regisseur und Darsteller berühmt. Raymond war in 1933 in Paris geboren worden, seine Familie entschloss sich, in der anhaltenden Weltwirtschaftskrise nach Polen zurückzukehren. Raymond hatte ein besonders enges Verhältnis zu seiner Mutter und war ein überaus nervöses Kind. Sein Vater war im Sanitärbereich tätig.

„Freiwillige“ Umsiedlung der Juden

Am 12. April 1940 verkündete Hans Frank im Generalgouvernement: „ Die Juden müssen aus der Stadt vertrieben werden, weil es absolut unerträglich ist, wenn in einer Stadt, der der Führer die hohe Ehre zuteil werden lässt, der Sitz einer hohen Reichsbehörde zu sein, Tausende und Abertausende von Juden herumschleichen und Wohnungen innehaben.“ [2]

So begann am 18. Mai 1940 die „freiwillige Umsiedelung“. Seit Jahresbeginn war die jüdische Bevölkerung Krakaus von 56 000 auf 80 000 angewachsen, bis zum Herbst sollten 60 000 Juden die Stadt verlassen. Sie sollten Wohnraum schaffen für deutsche Beamten, Polizisten und SS-Leute, die aus dem Reich nach Krakau strömten.

Die Juden, die bis Ende des Sommers „freiwillig“ aus Krakau wegzögen, sie die Erlaubnis zu erteilen, sich überall sonst im Generalgouvernement anzusiedeln, teilten die Kreisverwaltungen mit. Die Jüdische Gemeinde unterstützte umzugswillige Juden mit Geld und Verpflegung. Von November an veranstalteten die deutschen Sicherheitskräfte Razzien auf jüdische Menschen, die sich noch in der Stadt aufhielten und über keine Aufenthaltsgenehmigung verfügten. [3]

Memorandum der Rabbiner

KZ Auschwitz
KZ Auschwitz

Von der Existenz des KZ in Auschwitz hörte Pemper zum ersten Mal Ende 1940 im Zusammenhang mit einem an polnische Hilfsorganisationen gerichteten Memorandum der Rabbiner von Krakau. Sie baten darum, die freiwillige Aussiedelung auf das Frühjahr 1944 zu verlegen, damit sich die illegal in der Stadt verbliebenen Juden nicht im Winter eine neue Unterkunft suchen müssten. Der Jüdische Rat wusste nicht, was die deutschen Besatzer bereits im Frühjahr 1941 mit ihnen vorhatten. Seit 1940 existierte das KZ Auschwitz, später Auschwitz I (Stammlager). Unter dem Kommando von Rudolf Höß wurde auf Befehl Himmlers in der Nähe das Lager Auschwitz II Birkenau mit seinen Gaskammern errichtet. Bis Kriegsende wurden dort etwa eine Million Juden und einhunderttausend Polen umgebracht.

Wegen der Petition ins KZ verbracht

SS-Untersturmführer Oskar Brandt, Judenreferat in Krakau zeigte sich wütend über die Petition, die Mietek Pemper getippt hatte. Künftig sollten Eingaben nur noch an ihn und die Sicherheitspolizei gerichtet werden. Brandt veranlasste die sofortige Einweisung der beteiligten Rabbiner S. Kornitzer, S. Rappaport und M. Friedrich ins Lager Auschwitz.

Ermordung der Rabbiner in Auschwitz

Ermordete Juden werden von der SS verbrannt
Ermordete Juden werden von der SS verbrannt

Der Rechtsanwalt Isidor Leuchter, ein entfernter Verwandter Pempers und für die Petition verantwortlich, wurde kurze Zeit später vom SS-Lagerkommandant Auschwitz als „verstorben“ gemeldet. Die Asche könne gegen 5 RM in Empfang genommen werden. Im Laufe der nächsten Wochen häuften sich solche Telegramme aus Auschwitz. Damit wurde der Begriff Auschwitz gleichbedeutend mit Tod.[4]

„Plötzliches“ Herzversagen

Viele der so plötzlich an Herzversagen verstorbenen Männer mittleren Alters hatten niemals über Herzprobleme geklagt. Erst nach dem Krieg erfuhr Pemper im Krakauer Auschwitz-Prozess davon, dass diese Menschen tatsächlich an Herzversagen gestorben waren. Die Inhaftierten kamen bereits geschwächt und malträtiert aus den Gefängnissen und Folterzellen in Auschwitz an. Dort ließ der SS-Unteroffizier Ludwig Plagge diese Menschen stundenlang auf dem Appellplatz gymnastische Übungen machen. Viele brachen dabei zusammen und starben an Herzversagen. Im Lager aufgenommen wurden nur die Häftlinge, die diese Tortur überstanden hatten.[5]

Einzelnachweise

  1. Mietek Pemper; der Rettende Weg; Hamburg 2005 ; S 30
  2. Frank Golczewski, Die Ghettoisierung, in: Dimension des Völkermordes. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, hrsg. von Wolfgang Benz, München 1996, S. 433
  3. Mietek Pemper; der Rettende Weg ; Hamburg 2005 ; S 38
  4. Mietek Pemper; der Rettende Weg; Hamburg 2005 ; S 40
  5. Mietek Pemper; der Rettende Weg; Hamburg 2005 ; S 41
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