Kapitel 10 - Die Befreiung von Brünnlitz

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Rozdział 10 - Wyzwolenie Brünnlitz - polnische Version

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Die ehemalige Emalia Oskar Schindlers, Brünnlitz, 1999
Die ehemalige Emalia Oskar Schindlers, Brünnlitz, 1999

„Für Eurer Überleben dankt nicht mir, dankt Eueren Leuten, die Tag und Nacht arbeiteten, um euch vor der Vernichtung zu retten. Dankt Eueren unerschrockenen Stern und Pemper und einigen Anderen, die bei der Aufgabe für Euch, vor allem in Krakau, jeden Moment dem Tode ins Auge geschaut haben, die an Alle dachten und für Alle sorgten.“

Oskar Schindler

Inhaltsverzeichnis

Pemper als Verbindungsmann

Eingang ins Lager in Plaszow
Eingang ins Lager in Plaszow

Nach der Ankunft im Lager wurde Mietek Pemper vom Lagerleiter zum Verbindungsmann zwischen Lager und Fabrikleitung bestimmt. Josef Leipold, ein Sudetendeutscher, der kein Polnisch verstand, kannte Pemper von seiner Zeit als Adjutant bei Göth. Er wählte Mietek Pemper aufgrund seiner Sprachkenntnisse und Bürofertigkeiten. Mietek Pemper war für den Arbeitseinsatz zuständig, eine Position, die Goldberg in Plaszow inne gehabt hatte, der aber unter den Häftlingen überaus verhasst war. Mietek Pemper schrieb Berichte für Oskar Schindler an die SS und war für die Arbeitseinteilung zuständig. Pemper rief die Ärzte zu Hilfe und lies diese die Entscheidung treffen, wer für Außenarbeiten herangezogen werden sollte. Keiner der Arbeiter war mit Pemper unzufrieden. Jemanden zu bevorzugen oder zu benachteiligen widersprach seinem Gerechtigkeitsgefühl.

Pempers geheime Aufgabe

Kurze Zeit nach der Ankunft im Lager wurde Pemper von Leipold mit einer geheimen Aufgabe betraut: er sollte einige Väter und ihre Söhne früh morgens wecken, sie sollten abgeholt werden, wohin wusste er nicht. In Pempers Innerem entstand ein Konflikt der ihn die ganze Nacht nicht zur Ruhe kommen ließ. Hätte er die Väter und ihre Söhne wecken sollen? Er hatte sich dagegen entschieden und erfuhr später von den Frauen, dass sie nach Auschwitz gebracht wurden. Glücklicherweise überlebten alle Personen.

Rückkehr Amon Göths

Ortsschild von Brünnlitz
Ortsschild von Brünnlitz
Amon Göth, während polnischer Haft 1945
Amon Göth, während polnischer Haft 1945

Ende Januar 1945 erschien Göth unerwartet in Brünnlitz, er war zuerst in ein Militärgefängnis gebracht worden und von dort aus wieder nach Wien, wo er wohl aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend aus der Haft entlassen wurde. Alle waren entsetzt und hatten Angst, doch Oskar Schindler beruhigte sie: „Das ist nicht der gleiche Göth, er kann euch nichts mehr antun. Er kommt hierher, um seine Sachen abzuholen.Göth wusste, dass Pemper von SS-Juristen verhört worden war und wollte ihn ausfragen. Doch gestärkt durch Oskar Schindlers Worte ging Pemper gelassen in die Begegnung, er erlaubte sich sogar einen Spaß und verweigerte die Aussage mit der Begründung „Dazu darf ich mich nicht äußern.“ Göth war entsetzt und sprachlos, ein jüdischer Häftling verweigerte ihm die Auskunft. Pemper erzählte ihm schließlich einiges über sein Verhör, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Kurz darauf verließ Göth das Lager wieder; die nächste Begegnung war dann erst wieder im Herbst 1946 in Krakau auf der Anklagebank.

Gerechtigkeitssinn

Einige fromme Juden baten Mietek Pemper im Lager Oskar Schindlers, ihnen die Suppe vor der Beigabe von Schweinefleisch auszuhändigen. Sie wollten wieder nach den alten Kaschrut-Gesetzen leben und kein Schweinefleisch essen. Pemper erfüllte ihnen ihren Wunsch. Auch seinem Vater verschaffte er seiner Behinderung wegen eine angemessene Arbeitsstelle. Bei der Verteilung von Prämien war Pemper stets darauf bedacht, niemanden zu bevorzugen, schon gar nicht ihm nahestehende Personen. So kam es, dass er der Gruppe seines Vaters die geringste Geldprämie austeilte, da ihre Tätigkeit sehr leicht war. Sein Vater beschwerte sich daraufhin beim Ingenieur Schöneborn, dem technischen Direktor. Die Episode zeigt das stark ausgeprägte Gerechtigkeitsgefühl Mietek Pempers, das auch den Deutschen nicht verborgen blieb.

Rettung der Juden aus Golleschau

Ende Januar 1945 erhielt Oskar Schindler einen Anruf des Bahnhofsvorstehers von Brüsau, dass dort zwei verplombte Viehwaggons stünden. Aus den Papieren ging hervor, dass es sich um jüdische Arbeitskräfte handle, er fragte, ob Oskar Schindler etwas davon wisse. Oskar Schindler zögerte keinen Augenblick und ließ die Waggons auf sein Fabrikgleis schieben. Es stellte sich später heraus, dass die 86 Menschen aus dem Lager Golleschau, einem Nebenlager von Auschwitz auf Todesfahrt geschickt worden waren. Himmler wollte, dass den Alliierten kein KZ-Häftling in die Hände falle. Bei der Ankunft in Brünnlitz mussten die zugefrorenen Türen der Viehwaggons mit Schweißbrennern geöffnet werden. Die 86 Menschen waren schon seit über einer Woche unterwegs, ohne Essen und Trinken, ohne Decken. Es waren Juden aus Holland, Frankreich, Belgien, Ungarn und der Tschechoslowakei. 12 Personen waren bereits erfroren, einige von ihnen wogen gerade noch 30 Kilo. Die Verabreichung von normalem Lageressen hätte für sie den sicheren Tod bedeutet.

Rolle Emilie Schindlers

Liste der Golleschauer Juden 29-1-1945
Liste der Golleschauer Juden 29-1-1945
Liste der Golleschauer Juden 29-01-1945
Liste der Golleschauer Juden 29-01-1945
Liste der Juden aus Geppersdorf 11-4-45
Liste der Juden aus Geppersdorf 11-4-45
Liste der Juden aus Geppersdorf 11.04.1945
Liste der Juden aus Geppersdorf 11.04.1945
Portrait von Emilie Schindler
Portrait von Emilie Schindler
Liste der Juden aus Geppersdorf 11-4-45
Liste der Juden aus Geppersdorf 11-4-45

Emilie Schindler kümmerte sich rührend um diese Menschen und schaffte es, im Februar und März 1945 Grieß aufzutreiben und so überlebten dank ihrer 70 der 74 Golleschauer Juden. Dr. Biberstein schrieb im Sommer in einem Bericht an den ‚Joint’: „Frau Schindler opferte alle Vorräte wie Grieß, Butter, Milch, Käse, Wurst. Herr Oskar Schindler brachte von Mährisch-Ostrau in Munitionskisten alle möglichen Nahrungsmittel und Medikamente.[1] Im Laufe der nächsten Wochen strandeten weitere Grüppchen von Häftlingen in Brünnlitz, sodass am Ende des Krieges die Zahl der „Schindler-Juden“ von ursprünglich 1000 auf etwa 1200 angestiegen war.

Die Selbstlosigkeit Schindlers

Bad Arolsen an Mietek Pemper wegen Liste Brünnlitz, 22-7-1958
Bad Arolsen an Mietek Pemper wegen Liste Brünnlitz, 22-7-1958
Henry Weises Aussage über seine Zeit in den verschiedenen KZs und über Schindlers Hilfe
Henry Weises Aussage über seine Zeit in den verschiedenen KZs und über Schindlers Hilfe

Während der Zeit in Brünnlitz starben nur sehr wenige Menschen. Diese wurden, nach Absprache Oskar Schindlers mit dem örtlichen Pfarrer, in einer abgetrennten Gräberreihe nach jüdischem Ritus beigesetzt. Die Monate in Brünnlitz waren für Oskar Schindler der größte Kraftakt seiner gesamten Rettungsaktion. Dem Druck, der auf ihm lastete, gab er jedoch nicht nach und er war ihm kaum anzusehen. Emilie und Oskar Schindler lebten in der letzten Phase des Krieges auf dem Firmengelände in Brünnlitz in einer kleinen Wohnung. Oskar Schindler war das Leben seiner bedrohten Menschen wichtiger als seine eigene Ruhe und er wusste, dass sein Leben untrennbar mit dem Schicksal dieser Leute verbunden war. Oskar Schindler selbst schrieb an den ‚Joint’: „Diese Halle wurde meine Front! Der Sieg wurde durch die hervorragende Selbstdisziplin meiner Leute und deren großes Vertrauen in meine Arbeit möglich.“[2]

Eidesstattliche Erklärung Pempers über die Listen KL Groß-Rosen
Eidesstattliche Erklärung Pempers über die Listen KL Groß-Rosen

Inspektion durch das Berliner Rüstungsministerium

Als sich im März 1945 ein Inspektor des Rüstungsministeriums anmeldete, bat Oskar Schindler Pemper darum, bei den Besprechungen teilzunehmen. Er solle ihn während des Gesprächs an zwei Maschinen erinnern, die zwar bestellt, aber noch nicht geliefert worden waren. Als der Inspektor kam, wurde er von Oskar Schindler mit Geschenken überhäuft: Gänseleber, Wein, Likör – alles vom Feinsten. Danach hörte er sich den Rechenschaftsbericht beinahe ohne Einwände an. Als Pemper Oskar Schindler noch an die Maschinen erinnerte und Oskar Schindler daraufhin dem Inspektor vorschwärmte, wie man die Fabrik ausbauen und die Produktion steigern könne, war dieser voll zufrieden und verließ Brünnlitz in dem Glauben, eine gut funktionierende Rüstungsfabrik eines begeisterten Nationalsozialisten besucht zu haben. Ein andermal wies Oskar Schindler Pemper darauf hin, dass immer bei Schichtwechsel die Stromverbrauchskurve stark absank. Die Arbeiter schalteten ihre Maschinen bereits vor Schichtwechsel ab, da es sich wenige Minuten vor Schichtwechsel nicht mehr lohnte, ein neues Stück anzufertigen. Pemper instruierte seine Arbeiter daraufhin, die die Maschinen einfach weiterlaufen zu lassen, um Probleme mit dem Lagerleiter Leipold zu vermeiden. Die geräuschlose Beseitigung und Lösung solcher Probleme gehörten zum Aufgabenfeld Pempers in Brünnlitz.

Josef Leipold

Josef Leipold, Kommandant in Wielice 1944
Josef Leipold, Kommandant in Wielice 1944
Stella Müller-Madej und ihre Mutter Berta
Stella Müller-Madej und ihre Mutter Berta
Amon Göth ist bereit wahllos Menschen zu töten
Amon Göth ist bereit wahllos Menschen zu töten

Lagerleiter Josef Leipold war mehr als überzeugter Nazi und die Arbeiter in der Fabrik fürchteten ihn. Oskar Schindler verließ nur selten die Fabrik, doch wenn er fort war konnte es schon mal zu Übergriffen seitens des Wachpersonals kommen. Stella Müller-Madej schildert dies in einem Interview 2003: „… Wir hatten immer das Gefühl, dass uns etwas Schlimmes passieren kann, sobald er nur für einen kurzen Augenblick weg war.[3] Bei Anwesenheit Oskar Schindlers im Lager wagten weder die SS-Männer noch die Aufseherinnen, die Häftlinge zu malträtieren. Oskar Schindler machte dem autoritätsgläubigen Leipold klar, dass das Reich die Arbeitskraft des Lager Brünnlitz benötige und daher Gewalttaten fehl am Platze seien. Er verwies auch immer wieder an seine Beziehungen zur Rüstungsindustrie und zu den Behörden in Berlin. Oskar Schindlers unverhüllte Drohungen, verbunden mit seinen überzeugenden Argumenten beeindruckten den Lagerleiter Leipold. Die SS-Leute durften sich weder in den Werkstätten noch in den Produktionshallen sehen lassen und beschränkten ihre Tätigkeit auf die Bewachung der Lagertore. Neuerliche Inspektion Anfang 1945: Erschießungen drohen Lagerleiter Leipold überkam eine große Unruhe, als der Lagerleiter von Groß Rosen, SS-Sturmbannführer Johannes Hassebroek sich zu einer Inspektion in Brünnlitz ankündigte. Die Fertigungshallen in Brünnlitz waren anscheinend noch nicht oder nur flüchtig inspiziert worden. Leipold und SS-Sturmbannführer Hassebroek verließen immer wieder mit einigen SS-Männern das Fabrikgelände, Pemper erfuhr erst später dass es sich hierbei um Markierungen zur Vorbereitung eines Evakuierungslagers handelte. Auf Signal von einer höheren Dienststelle sollten erst alle alten und entkräfteten Lagerinsassen erschossen und im Wald vergraben werden, dann sollten sich die marschfähigen Häftlinge sammeln und in Richtung Westen aufmachen, um vor den anrückenden sowjetischen Truppen zu fliehen.

Leipold meldet sich an die Front

Mietek Pemper war sicher, dass Leipold als überzeugter Nazi diesen Befehl ausführen würde. Daraufhin entwickelte Oskar Schindler einen Plan, um Leipold loszuwerden. Er brachte Leipold dazu, sich freiwillig an die Front zu melden. Obwohl das Problem Leipold aus dem Weg geschafft war, mussten alle bis zum letzten Tag auf der Hut sein. Jederzeit hätte eine versprengte SS-Einheit auf das Lager treffen und alle mit Maschinengewehren erschießen können. Schindler traf Vorkehrungen, um Die Lager-SS in Schach zu halten, doch dies geschah meist im Hintergrund und nicht wie bei Leipolds „Beförderung“ an die Front vor den Augen der Arbeiter.

Schindler verlässt das Lager

Die Front rückte näher doch niemand wusste wie sich die Rote Armee gegenüber den Juden und vor allem gegenüber Oskar Schindler verhalten würde. Als Fabrikant und Parteimitglied würde er sofort erschossen werden, ehe die Juden seine Verdienste hätten schildern können. Mietek Pemper und die anderen Arbeiter drängten daher ihn und seine Frau, das Lager in Richtung Westen zu verlassen. Aber Oskar Schindler wollte die Juden nicht im Stich lassen und dachte wohl auch an den Schutz, den ihm seine Juden gaben.

Schutzbrief für Oskar Schindler

Auschnitt aus Schindler´s Schutzbrief,
Auschnitt aus Schindler´s Schutzbrief,
Szene aus dem Spielfilm 'Schindlers Liste', in welcher Oskar Schindler den ihm von den Juden geschenkten Goldring hält
Szene aus dem Spielfilm 'Schindlers Liste', in welcher Oskar Schindler den ihm von den Juden geschenkten Goldring hält

Endlich konnte er davon überzeugt werden, dass eine Flucht in den Westen das Sinnvollste sei. Einige der Schindler-Juden, von denen niemand der Familienangehörigen überlebt hatte, begleiteten das Ehepaar. Oskar Schindler wollte aber erst noch gemeinsam mit ihnen seinen Geburtstag am 28.April feiern. Er bekam von seinen Juden einen Schutzbrief, der in Englisch, Russisch und Deutsch verfasst war, so wurden sie zu seinem Beschützer und konnten sich für seinen Schutz revanchieren.[4] Wie Pemper nach Ende des Krieges erfuhr, hatte Oskar Schindler immer wieder die Produktion der Granatenteile falsch kalibriert, sodass Brünnlitz kaum zur Weiterführung des Krieges beigetragen hat. Die Juden zeigten ihm ihre Dankbarkeit auch dadurch, dass sie ihm in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai einen goldenen Ring aus aus Zahngold überreichten, welches von Simon Jereth geopfert wurde. Auf der Innenseite wurden auf Hebräisch Worte aus dem Talmud eingraviert: „Wer ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt.Oskar Schindler und die kleine Gruppe verließen in dieser Nacht das Lager in Richtung Westen.

Schindlers Abschied

Oskar Schindler mit früheren Arbeitern aus Brünnlitz
Oskar Schindler mit früheren Arbeitern aus Brünnlitz

Ehe Oskar Schindler das Lager Brünnlitz verließ, hielt er vor versammelter Arbeiterschaft von mehr als eintausend Männer, Frauen und Kinder seine Abschiedsrede. In großen Zügen resümierte er seine Anstrengungen der vergangenen 5 Jahre: „War es schon schwer, dem polnischen Arbeiter seine geringen Rechte zu verteidigen, ihn im Betrieb zu behalten, ihn vor der Zwangsverschickung ins Reich zu bewahren ..... so erschienen die Schwierigkeiten im Kampf um die Verteidigung der jüdischen Arbeitskräfte oft unüberwindlich. Ihr, die ihr von Anfang, all die Jahre mit mir zusammengearbeitet habt, wisst, wie nach der Auflösung des Ghettos ich unzählige Male persönlich intervenieren musste, für Euch Bittgänge zur Lagerleitung machte, um Euch vor Aussiedlung und Liquidierung zu bewahren.[5]

Viele der Schutzmaßnahmen hatte Oskar Schindler selbst vor den Juden verborgen gehalten, um die Rettungsaktion als Ganzes nicht zu gefährden: „Ich habe manche produktive Leistung von Euch verlangt, die dem Gros von Euch schon sinnlos erscheinen mochte, da Euch der Einblick in die großen Zusammenhänge verwehrt war, aber immer war mein Wille, Menschentum zu beweisen und zu verteidigen.[6] Oskar Schindlers Rede dauerte etwa eine Stunde. Obwohl Oskar Schindler vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz stand, war seine Rede wohl durchdacht: „ …was er zu sagen hatte, zeugte von einer tief verwurzelten Humanität.“[7] Oskar Schindler hatte seine Rede selbst verfasst und auch getippt, aber frei gehalten. In seiner Rede bat er auch darum, die SS-Wachleute in Frieden ziehen zu lassen und nicht zu plündern. Er beschwor seine Juden, menschlich und gerecht zu handeln: „Überlasst das Richten und Rächen denjenigen, die dazu befugt sind. Wenn ihr gegen Anklage zu erheben habt, so tut dies bei den berechtigten Stellen, denn es werden sich im neuen Europa Richter, unbestechliche Richter finden, die sich Euerer annehmen werden...... Zeigt euch der Millionen Opfer aus Eueren Reihen würdig, unterlasst jeden individuellen Racheakt und Terror.[8] Er dankte der Familie Daubek, die das Lager tatkräftig bei der Versorgung mit Lebensmitteln unterstützt hatte und dankte denen der Juden, die bei seiner Rettungsaktion mitgeholfen hatten: „Für Euer Überleben dankt nicht mir, dankt Eueren Leuten, die Tag und Nacht arbeiteten, um Euch vor der Vernichtung zu retten. Dankt Eueren unerschrockenen Stern und Pemper und einigen Anderen, die bei ihrer Aufgabe für Euch, vor allem in Krakau, jeden Moment dem Tode ins Auge geschaut haben, die an Alle dachten und für Alle sorgten.[9] In einem dreiminütigen Schweigen gedachten die Juden an die unzähligen Opfer in ihren Reihen. Warum erwähnte Oskar Schindler gerade zwei Namen, nämlich den von Izak Stern und Mietek Pemper? Izak Stern stand mit Oskar Schindler seit den ersten Kriegsjahren in Verbindung, es entstand eine Art Freundschaft zwischen Stern und Oskar Schindler in den Unterhaltungen und Diskussionen. Im Hinblick auf Mietek Pemper dachte Oskar Schindler an die von Pemper erhaltenen Geheiminformationen und an den genialen Trick mit den geschönten Produktionstabellen im Spätsommer 1943. Durch die Vortäuschung wichtiger Kriegsproduktion konnte das Lager Plaszow bis zum Herbst 1944 erhalten bleiben: „Ohne die fingierten Tabellen hätte es keine Liste und kein Brünnlitz gegeben.“[10] Oskar Schindler, seine Frau und die kleine Gruppe von Juden verließen in einem Autokonvoi in der Nacht zum 9. Mai das Lager in Richtung bayrischer Grenze. Die offizielle Befreiung des Lagers Brünnlitz durch die Rote Armee fand am 13. Mai 1945 statt.

Schindlers Abschiedsrede in Brünnlitz

Einzelnachweise

  1. Bericht Alexander Biberstein, in: Schindlers Koffer, zitiert nach Pemper, S. 215
  2. aus Schindlers Koffer, zitiert nach Pemper, S. 216
  3. In: Spiegel-TV-Dokumentation, VOX 2003, zitiert nach: Pemper, S. 218
  4. ein weiterer Schutzbrief für Oskar Schindler vom 8. Mai 1945 wurde von 6 führenden Vertretern der ehemaligen Jüdischen Gemeinde in Krakau unterzeichnet und war in polnischer Sprache abgefasst. Das Original dieses Briefes befindet sich in Yad Vashem in Jerusalem. Natan Stern, Izak Stern, Abraham Bankier und Dr. Chaim Hilfstein waren einige der Unterzeichner.
  5. Das Original von Oskar Schindlers Rede befindet sich in Yad Vashem in Jerusalem, zitiert nach: Pemper, S. 224
  6. ebenda, S. 224
  7. Pemper, S. 225
  8. zitiert nach Pemper, S. 225
  9. Schindlers Rede, zitiert nach Pemper, S. 226
  10. so Mietek Pemper, S. 226
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