Kapitel 1: Der junge Schindler

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12 Jahre alter Oskar Schindler mit seiner Schwester Elfriede
12 Jahre alter Oskar Schindler mit seiner Schwester Elfriede

Inhaltsverzeichnis

Schindlers Jugend

Oskar Schindler (8 Jahre alt) mit Mutter Franciszka und Schwester Elfriede
Oskar Schindler (8 Jahre alt) mit Mutter Franciszka und Schwester Elfriede
Selbstverfasster tabellarischer Lebenslauf Schindlers bis 1945
Selbstverfasster tabellarischer Lebenslauf Schindlers bis 1945

Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 in Zwittau im damaligen Österreich-Ungarn als Sohn des Landmaschinenfabrikanten Johann Schindler und dessen Frau Franziska geboren und wird katholisch getauft. Seit 1918 gehört Zwittau zur neugegründeten Tschechoslowakischen Republik, aber die Familie legt Wert auf ihre deutsch-österreichischen Wurzeln. Seine jüngere Schwester Elfriede kommt 1915 zur Welt. Die Ehe der Schindlers war keineswegs nur harmonisch. Der Vater war ein notorischer Trinker und hatte zahlreiche Frauengeschichten. Oskar besucht 1915 die Volksschule, anschließend die Realschule und das Höhere Realgymnasium. 1924 wird er wegen eines gefälschten Zeugnisses von dort verwiesen. Von seinen Mitschülern wird er „Schindler-Gauner“ tituliert. Nach der Mittleren Reife besucht er verschiedene Gewerbeschulen in Brünn und belegt Kurse im Maschinen- und Heizungsbau.

Emilie Schindler, geborene Pelzl

Junge Emilie Schindler geb. Pelzl
Junge Emilie Schindler geb. Pelzl
Oskar Schindler (21 Jahre alt)
Oskar Schindler (21 Jahre alt)
Emilie Schindler
Emilie Schindler

1927 lernt er Emilie Pelzl, die sieben Monate älter ist als er, kennen. Schon im März 1928 heiraten sie. Emilie kommt aus einem intakten Elternhaus und verlebt eine glückliche Kindheit. Der Vater Emilies, ein wohlhabender Landwirt, der aus dem I. Weltkrieg mit Malaria und einem Herzleiden zurückkehrt, warnt die Tochter vor Oskars blenderischem Charme. Aber die Tochter ist hingerissen von Oskars Charme, seinen blauen Augen und seinem Wesen: „Später wurde mir klar, dass mich nicht nur sein Aussehen fasziniert hat, sondern auch seine Art mich anzusehen, in der etwas Eigentümliches, Unbestimmbares lag.“ [1]

Oskars Konflikte mit dem Vater

Das Ehepaar wohnt anfangs bei Schindlers Eltern, der Sohn trägt ununterbrochen Konflikte mit dem Vater aus. Emilie hat nur wenige glückliche Erinnerungen. Hans Schindler erwies sich als „grober, ungebildeter und ausfallender Trunkenbold“.[2] Die Mutter Fanny , eine gebildete sensible Frau, war kränklich und später häufig ans Bett gefesselt. Emilie fühlt sich überfordert, den Haushalt der Schindlers und die Pflege der Schwiegermutter – gemeinsam mit ihrer Schwägerin Elfriede übernehmen zu müssen. Oskar war ihr keine große Hilfe, er war häufig unterwegs.[3]

Schindler als Frauenheld

Oskar Schindler hat zahlreiche Affären, welche die Ehe belasten, unter anderem mit Aurelie Schlegel, aus deren Beziehung zwei uneheliche Kinder hervorgehen: 1933 Edith und 1935 Oskar jr. Der Vater kümmert sich wenig um die Kinder, die bei der Mutter Aurelia aufwachsen. Aurelia Schlegel war eine ehemalige Schulkameradin, die für einige Zeit im Büro seines Vaters tätig war.[4]

Autos und Alkohol

Schindler auf einer Feier in Krakau
Schindler auf einer Feier in Krakau
Schindlers erstes Auto, 1928, Zwittau
Schindlers erstes Auto, 1928, Zwittau
Schindler bei einem Besuch in Kalifornien, 1963
Schindler bei einem Besuch in Kalifornien, 1963

Neben Oskar Schindlers Vorliebe für Frauen hat er zwei weitere Schwächen. Er fährt gerne schnelle Motorräder und Autos, an mehreren Motorradrennen beteiligt er sich recht erfolgreich. Aber für diese Leidenschaft verschleudert er fast die gesamte väterliche Mitgift von 100 000 Kronen. Daneben trinkt er des Öfteren zuviel - eine Neigung, die er offensichtlich von seinem Vater „vererbt“ bekommen hat. Die Heurigenlokale haben es ihm angetan. 1931 wird er wegen Trunkenheit, Erregung öffentlichen Ärgernisses und Beleidigung für 24 Stunden arretiert. 1932 kommt er noch zweimal mit dem Gesetz in Konflikt, das erste Mal erhält er eine Gefängnisstrafe von 4 Tagen plus 200 Kronen Geldstrafe, das zweite Mal bleibt er für 8 Stunden in Haft.[5]

Wechselnde Arbeitsplätze

Von Schindler verfasster Lebenslauf
Von Schindler verfasster Lebenslauf

Oskar führt ein unstetes Leben und wechselt häufig seinen Arbeitsplatz. Als er die Firma seines Vaters 1929 verlässt, tritt er eine Stelle bei der Mährischen Elektrotechnischen Gesellschaft (MEAS) in Brünn an. Nach der Hochzeit gibt er diese Stelle wieder auf und führt eine Fahrschule in Mährisch-Schönberg (Sumperk). Seine Karriere als Fahrlehrer wird unterbrochen durch seine achtzehnmonatige Dienstzeit in der tschechischen Armee. Nach Ableistung des Wehrdienstes kehrt er zu dem Unternehmen MEAS zurück, aber die Firma geht 1931 in Konkurs. Oskar ist auf dem Gipfel der Weltwirtschaftskrise für ein Jahr arbeitslos. Auch sein Vater muss seinen Betrieb schließen. Seine Arbeitssuche in Berlin verläuft ergebnislos, so kehrt er noch 1931 zurück und erwirbt eine Hühnerfarm. Viel Erfolg scheint er dabei nicht gehabt zu haben, denn 1932 tritt er als Disponent in die Prager Jaroslav Simek Bank ein und verkauft in dieser Funktion 6 Jahre lang Staatsbaulose.1938 verlässt er die Bank und vermittelt die gleichen Transaktionen im Auftrag eines Brünner Geschäftsmannes.[6]

Tod der Mutter - Verhältnis zum Vater

Oskar Schindler mit seiner Mutter
Oskar Schindler mit seiner Mutter
Schindlers Eltern Hans & Franziska Schindler
Schindlers Eltern Hans & Franziska Schindler

Nach zwei Jahren Krankheit stirbt die Mutter. Oskar Schindlers Schwester Elfriede hatte sie gepflegt. Hans Schindler hatte seine Ehefrau wenige Monate zuvor verlassen. Nach ihrem Tod verkauft Hans Schindler das elterliche Haus und bezieht eine Wohnung und Oskars Schwester Elfriede heiratet den Eisenbahnbeamten Tutsch.Oskar Schindlers verzeiht dem Vater nicht, dass er seine Mutter im Stich gelassen hat. Erst im Jahr 1941 kommt es zur Versöhnung. Bis zum Tod des Vaters besucht er ihn dann regelmäßig und überweist ihm einen Betrag von 1000 Reichsmark monatlich. Seine Schwester Elfriede stirbt 1945 und hinterlässt 3 Kinder. Der Tod der Mutter trifft Oskar sehr und steigert seine Unrast. Er tritt in die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins bei und knüpft erste Kontakte zur Abwehr.[7]

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach David Crowe, Oskar Schindler; Frankfurt 2005; S. 18
  2. David Crowe, Oskar Schindler, Frankfurt 2005; S.18
  3. Emilie Schindler, In Schindlers Schatten. Köln 1996, S. 37f; Crowe, a.a.O., S.19
  4. Aurelie Schlegel verstarb 1997 in Deutschland, der Sohn ist verschollen, er soll in Argentinien gelebt haben. Erst bei Oskar Schindlers Beerdigung 1974 erfuhr die Öffentlichkeit von der Existenz von Schindlers Kindern, so Crowe, a.a.O., S. 23
  5. David Crowe, a.a.O., S. 20f
  6. David Crowe, a.a.O., S. 21f
  7. David Crowe, a.a.O., S.24
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